CLAUDIA VON COLLANI

Der ursprüngliche Sinn der Himmelslehre (Tianxue benyi)

Joachim Bouvets (1656–1730) frühe Missionstheologie in China

Analyse, Transkription und Übersetzung der lateinischen Fassungen


Das Manuskript Tianxue benyi 天學本義, später als Gujin jingtian jian 古今敬天鑒 betitelt, stellt nicht nur eines der besten und faszinierendsten Beispiele der angewandten Akkommodationsmethode aus der Chinamission dar, sondern seine Genese zwischen 1701 und 1707 ist zudem besonders gut belegt. Verfasst wurde das Werk von dem französischen Jesuiten Joachim Bouvet, der vor allem durch sein theologisches System des Figurismus bekannt wurde. Zweck des Manuskriptes war es, wie bei sämtlichen vergleichbaren theologischen Texten im China des 17. und 18. Jahrhunderts, chinesische Gelehrte mit Hilfe ihrer eigenen Literatur zum Christentum zu führen, und möglichst auch den Kaiser selbst. Da Bouvets Werk genau in jene Zeit fiel, als der päpstliche Gesandte Charles-Thomas Maillard de Tournon (1668–1710) sich in China aufhielt, um das päpstliche Dekret „Cum Deus optimus“ (1704) zu verkünden, wurde das Tianxue benyi zu einem Zankapfel in der Auseinandersetzung um die chinesischen Riten. Die Ritengegner und Tournon verboten das Werk. Der Kangxi-Kaiser (1662–1722) hingegen, der den Werdegang des Tianxue benyi mitverfolgt hatte, versuchte vergeblich, mit Hilfe der Übersetzung des Textes Tournon zu einem besseren Verständnis der chinesischen Kultur und Religion zu bringen.

Hauptquellen für das vorliegende Buch bilden zwei lateinische Übersetzungen des Tianxue benyi aus der Biblioteca Fabroniana in Pistoia und des Gujin jingtian jian aus der Bibliothèque nationale de France in Paris, die von Bouvets Schülern Joseph-Henry de Prémare und Julien-Placide Hervieu angefertigt wurden. Diese Texte wurden von der Autorin ins Deutsche übersetzt und mit Anmerkungen und Quellennachweisen versehen. Ergänzend werden der missionstheologische und der missionsgeschichtliche Kontext von Bouvets Beschäftigung mit den chinesischen Klassikern dargestellt, die einerseits in die Akkommodation des Tianxue benyi und des Gujin jingtian jian mündete, andererseits aber ebenso den Boden für den Figurismus bereitete, den Bouvet und seine Schüler etwa gleichzeitig entwickelten. Außerdem behandelt das vorliegende Buch auch die aus den beiden Texten entstandene eigene Missionstheologie Bouvets.


Inhalt:

 1. Einführung: Von Europa nach China

 2. Die Textgeschichte des Tianxue benyi: Manuskriptfassungen und Quellen

 3. Der historische Kontext

 4. Joachim Bouvets Missionstheologie

 5. Die Texte (jeweils lateinisch mit deutscher Übersetzung)

 6. Literaturverzeichnis:

  • Quellen und Sekundärliteratur
  • Glossarium der alten zur Pinyin-Umschrift
  • Glossarium der Kapiteltitel von chinesischen Klassikern und Namen der Trigramme/Hexagramme
  • Index
 

Collectanea Serica - New Series, No. 4

ISBN  978-1-032-32446-3 (HB)
ISBN  978-1-003-31507-0 (eBook)