„Lasst uns die Steintafeln bergen, die in der Großen Flut verloren gingen!“ – Mythen in der chinesischsprachigen Literatur der Ureinwohner Taiwans

02.07.2019

- Vortrag von Dr. Dirk Kuhlmann (Institut Monumenta Serica) -



Zum Vortrag

Taiwan ist seit jeher eine „Kontaktzone“ für verschiedene Einflüsse – die des chinesischen Festlands, Japans wie auch der diversen Gruppen der austronesischen Urbevölkerung. Als kulturelle Akteure wurden die Ureinwohner bis in die jüngere Vergangenheit lediglich im Rahmen von Folkoredarbietungen wahrgenommen. In den vergangenen zwei Jahrzehnten ist jedoch in Taiwan eine vielfältige chinesischsprachige Lyrik und Romanliteratur indigener Autoren entstanden, die ihre spezifische kulturelle Perspektive selbstbewusst der Mehrheitsgesellschaft präsentiert.
Dieser Vortrag stellt am Beispiel von Gedichten und Romanen die kreativen Prozesse kultureller Übersetzung vor, mit denen solche Autoren, wie Syaman Rapongan, Husluman Vava, Neqou Soqluman, Salizan Takisvilainan und Badai, zentrale indigene Mythen einem chinesischsprachigen Publikum vermitteln. Eine wichtige Inspiration künstlerischer Tätigkeit ist dabei z.B. der Mythos der Zeit, der zwei Sonnen oder der Großen Flut. Außerdem geht der Vortrag der folgenden Frage nach: Was geschieht mit einem Mythos, wenn er sowohl von seiner traditionell überlieferten Form in die individuelle Stimme eines Autors als auch von seiner Ursprungssprache in eine fremde Sprache, die chinesische, übersetzt wird?


Zum Referenten

Dirk Kuhlmann ist wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Redaktion des Instituts Monumenta Serica in Sankt Augustin. Er studierte Gegenwartsbezogene Sinologie, klassisches Chinesisch und Geschichte an der Universität Trier und promovierte dort im Jahr 2011. Neben der Funktion von Mythen in der sinophonen Literatur indigener Autoren Taiwans gehören zu seinen Forschungsschwerpunkten die Geschichte Chinas in der späten Qing- und frühen Republikzeit, akademische Diskurse zur Geschichte des Christentums in China sowie Fragestellungen zu Identität und Alterität. Er ist Autor des Buches „Das Fremde im eigenen Lande“. Zur Historiographie des Christentums in China von Liang Qichao (1873–1929) bis Zhang Kaiyuan (geb. 1926), Monumenta Serica Monograph Series 65, Sankt Augustin: Institut Monumenta Serica, 2014.


Dienstag, den 2. Juli 2018 um 19:30 Uhr
Aula des Missionspriesterseminars der Steyler Missionare

Arnold-Janssen-Str. 30, 53757 Sankt Augustin

 

 







 

Dr. Dirk Kuhlmann